Biofeedback

Was ist das: Biofeedback?
Mit dem Begriff Biofeedback (engl.: Rückmeldung biologischer Signale) wird ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren bezeichnet, bei dem körperliche Prozesse, die nicht oder nur ungenau wahrgenommen werden, rückgemeldet und damit veranschaulicht  werden können. So entzieht sich z. B. der Blutdruck unserer bewussten Wahrnehmung. Ebenso werden auch bestimmte Muskelanspannungen oft nur ungenau wahrgenommen. Bei einer Biofeedback - Behandlung werden diese, mittels technischer Hilfe registrierten, physiologischen Prozesse in akustischer oder grafischer Form dargestellt bzw. rückgemeldet. Damit stellt das Biofeedback-Verfahren gleichsam eine technisch ermöglichte Erweiterung unserer Sinnesorgane dar. Ähnlich einem Fernglas erlaubt es, Dinge schärfer oder überhaupt erst zu sehen. Ziel der Biofeedback-Therapie ist demnach sowohl die Wahrnehmung als auch gezielte Beeinflussung physiologischer Prozesse.
 
Was wird beim Biofeedback registriert?
Die apparativ ermittelten und rückgemeldeten Signale lassen sich entweder dem willkürlichen oder dem autonomen Nervensystem zuordnen: Dem willkürlichen Nervensystem unterliegt die Steuerung und Kontrolle der Skelettmuskulatur (Arm- oder Beinmuskeln usw.). Diese Muskeln können wir bewusst beeinflussen. Anders liegt der Fall beim autonomen Nervensystem, das eine Vielzahl von Körperfunktionen reguliert, die der Konstanthaltung des innerorganismischen Milieus (hierzu gehören u.a. der Blutkreislauf, die Körpertemperatur, der Blutzuckerspiegel usw.) dienen. Diese können nicht oder nur in begrenztem Maße willentlichen beeinflusst werden. Vereinfacht ausgedrückt, setzen wir uns mithilfe des willkürlichen Nervensystems mit unserer Um- bzw. Außenwelt und mittels unseres autonomen Nervensystems mit unserer (biologischen) „Innenwelt“ auseinander.
Registriert werden somit beim Biofeedback die Anspannung verschiedener Muskeln oder Muskelpartien (meist Schulter-, Kiefer-, oder Stirnmuskeln und Atmung) und jene körperlichen Vorgänge, die durch das autonome Nervensystem gesteuert werden (Herzfrequenz, Hauttemperatur, Hautleitfähigkeit und/oder Fingerdurchblutung). Die aufgezählten Biosignale geben in sehr zuverlässiger Weise Auskunft darüber, ob sich eine Person in einem entspannten oder angespannten Zustand befindet. Mit anderen Worten: Biosignale messen unseren „Stresspegel“.
 
Ein Ziel des Biofeedback: Entspannung
Zunächst muss ein Biosignal ausgewählt werden, das rückgemeldet wird. Diese Auswahl kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Häufig werden genau solche Körperreaktionen ausgewählt, deren Aktivität mit den Beschwerden des Patienten in Zusammenhang stehen. Beispielsweise können andauernde Verspannungen der Schulter- und Nackenmuskulatur zu Spannungskopfschmerzen führen. Im nächsten Schritt wird die systematische und entspannungsfördernde Beeinflussung des rückgemeldeten Biosignals erlernt. Hierbei kann jeder Patient experimentieren, wie er das rückgemeldete Biosignal am besten beeinflussen kann. Ziel der Therapie ist es, Strategien zu entwickeln, mittels derer es dem Patienten gelingt, sich zu entspannen. Dabei kann eine Strategie höchst unterschiedlich ausfallen: abhängig vom Patienten können innere Vorstellungsbilder, bestimmte Atemtechniken oder spezifische Entspannungsformeln die Entspannungsreaktion herbeiführen. Wichtig ist, dass diese Form der Entspannung auch außerhalb der Biofeedbacksitzungen geübt wird.
Gelingt es dem Patienten, sich relativ zuverlässig zu entspannen, wird mit ihm daran gearbeitet, sich auch unter Belastung (z.B. während eines Stresstests) oder unmittelbar danach zu entspannen. Auf diese Weise wird er darauf vorbereitet, Stresssituationen besser zu meistern. Das gelingt einfacher, wenn zwischen den Stresssituationen (oder sogar während diesen) die Anspannung durch bewusste Entspannung wieder abgebaut wird, um so einer Aufschaukelungsspirale der körperlichen Stress- und Belastungsreaktion entgegenzusteuern.
Nicht jede Biofeedback-Therapie folgt diesem Vorgehen. Bei manchen Störungen ist eine andere Art der Behandlung angezeigt. So lernt beispielsweise ein Migränepatient, seine Schläfenarterie zu verengen und somit Einfluss auf die Schmerzentstehung auszuüben. Eine Patientin mit Harninkontinenz kann über die Biofeedback-Rückmeldung eine gezielte Kräftigung ihrer Beckenbodenmuskulatur trainieren. Die Grundprinzipien des Biofeedback - Verfahrens kommen allerdings auch hier zur Anwendung:

  • Rückmeldung und damit Wahrnehmung von körperlichen Prozessen, welche sonst nicht oder nur teilweise möglich ist
  • Entwicklung einer individuellen Technik, wie die körperlichen Prozesse so  beeinflusst werden können,  dass sie zu einer Reduktion der Beschwerden führt
  • Training und Anwendung der erarbeiteten Technik inner- und außerhalb der Biofeedback-Sitzungen.

Text in Auszügen zitiert nach „Biofeedback“ (2006), Rief und Bierbaumer
 
Welche Kosten entstehen bei der Biofeedback Behandlung?
Biofeedback kann im Rahmen einer laufenden Psychotherapie in unserer Praxis angewandt werden. Dabei entstehen Ihnen keine zusätzlichen Kosten.
Wollen Sie das Biofeedback - Verfahren als eigenständige Methode trainieren, belaufen sich die Kosten für eine Einheit à 45 Minuten auf 70 Euro.

 

Biofeedback bei Grenzwerthypotonie

Biofeedback stellt eine effektive Ergänzung und Unterstützung der medikamentösen Therapie bei einer milden Hypertonie, der sogenannten Grenzwerthypertonie dar. Diese wird laut WHO durch einen systolischen Blutdruck von 140-159 mmHG bzw. einem diastolischen Blutdruck von 90-99 mm HG beschrieben. Die essentielle Hypertonie wird dabei als multifaktoriell bedingte Erkrankung angesehen, die von verschiedenen Risikofaktoren beeinflusst werden soll, wie z.B. erbliche Belastung, Übergewicht, Stress, erhöhter Salz- und Alkoholkonsum, Koffein, Rauchen und Bewegungsmangel. Die Biofeedback-Behandlung kann zu einer Normalisierung verschiedener blutdruckassoziierter Werte führen, verschiedene Studien zeigten hierbei signifikante Effekte. Meist sind dafür zwischen 8 und 20 Sitzungen notwendig, in denen verschiedene Biosignale, u.a. der Blutdruck, gemessen und rückgemeldet wird.

Biofeedback bei Kopfschmerzen

Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Schmerzbildern in unserer Gesellschaft. Bei ca. 15% aller betroffenen Menschen erwächst aus den Kopfschmerzen ein starker Leidensdruck. Ca. 90% der Kopfschmerzen lassen sich dabei auf zwei Typen zurückführen: zum einen der Spannungskopfschmerz, welcher einen anhaltenden dumpfen, drückenden Schmerzcharakter hat, dabei die Ausführung von Tagesvorhaben aber nicht nachhaltig behindert. Zum anderen stellt sich die Migräne als anfallsartiger Schmerz dar, der sich pochend und hämmernd zeigt und den Betroffenen licht- und lärmempfindlich werden lässt und somit oft die Ausübung der normalen Tagesroutine verhindert.
Die Biofeedback-Behandlung lässt sich nach derzeitigem medizinischen Wissensstand kaum aus der Behandlung von chronischen Kopfschmerzen wegdenken. Die Deutsche Kopfschmerz- und Migräne-Gesellschaft empfiehlt Biofeedback sogar als die effektivste nichtmedikamentöse Kopfschmerz-Behandlungsmethode. Dabei werden je nach Kopfschmerztyp verschiedene Biosignale rückgemeldet.

Biofeedback bei Schlafstörungen

Ca. ein Drittel der Bevölkerung in westlichen Industrienationen leidet unter Schlafstörungen. Die Betroffenen beschreiben oft eine ausgeprägte Hilflosigkeit, da sie scheinbar keinen Einfluss auf ihren Schlaf haben. Biofeedback stellt sich hierbei als effektive und wissenschaftlich fundierte Methode dar, Entspannungsverfahren zu trainieren und gleichzeitig dem Patienten „live“ die Entspannungs- bzw. Stressreaktionen seines Körpers zu zeigen, die ihn am Schlafen hindern oder diesen begünstigen können. Hierbei wird v.a. auf die Förderung der muskulären Entspannung und der kognitiven, gedanklichen Entspannung Wert gelegt.